Delitzsch/Leipzig (red). Anlässlich der Wende-Demos vor 20 Jahren waren im Leipziger Hauptbahnhof Chöre aus der Messestadt und Umgebung bei Fernseh-Dreharbeiten vereint. Mittendrin: der Delitzscher Oskar-Reime-Chor, der überraschend zu dem Auftritt gebeten worden war. Höhepunkt des Ganzen war der Auftritt von Sänger Paul Potts, der mit „Freude schöner Götterfunke“ brillierte. Der Reime-Chor ist Heiligabend ab 22 Uhr im Gottesdienst in der Schenkenberger Kirche zu erleben.
Paul Potts steht plötzlich auf der Treppe
Oskar-Reime-Chor singt mit Hunderten anderen im Leipziger Hauptbahnhof
Delitzsch. Nachdem der englische Castinggewinner Paul Potts vor einiger Zeit in einem Telekom-Fernsehspot die Arie „Nessun Dorma“ sang und einen Volltreffer landete, trat er jetzt mit dem Lied „Freude schöner Götterfunke“ auf. Schauplatz war diesmal allerdings nicht eine Castingshow, sondern der Leipziger Hauptbahnhof. Anlässlich des 20.Jahrestages der friedlichen Revolution holte das Unternehmen Anfang November in einer Flashmobaktion 1000 Leipziger in die Westhalle des Hauptbahnhofes. Und mittendrin war der Delitzscher Oskar-Reime-Chor.
Völlig überraschend hatte Chorleiterin Sylvia Alltag in den Herbstferien einen Anruf einer Hamburger Eventagentur erhalten. Diese suchte Chöre aus Leipzig und Umgebung. Priorität schien die Tatsache zu haben, die geplante Aktion vorerst geheim zu halten, damit es letztlich ganz spontan wirkt. „Ich habe erstmal kein Wort zu irgendjemand gesagt“, erinnerte sich Alltag. Doch trotz aller Geheimhaltung, so ganz ohne Vorab-Probe konnte das Zusammentreffen nicht funktionieren. „Es gab zwei Termine, an denen die Sänger schon einmal den Song gemeinsam üben sollten. Aber zu keiner dieser Zeiten konnten wir kommen, deshalb stand bis zuletzt gar nicht fest, ob wir wirklich auftreten“, so Alltag.
Doch sie waren dabei. Am 8. November machten sich über 40 Mitglieder des Delitzscher Schulchores nach Leipzig auf, um mit Hunderten anderen im Bahnhof zu singen. „Das war schon wirklich beeindruckend, ein einschneidendes Erlebnis, das wohl so nicht wieder kommt“, schwelgte die Musiklehrerin noch in Erinnerung. Und nachdem alle gemeinsam die erste Strophe der Europahymne gesungen hatten, stand mitten auf der großen Treppe plötzlich Paul Potts. „Wir haben ihn gar nicht kommen sehen, auf einmal stand er da“, schilderte Johannes Alltag die Situation.
Im fertigen Spot sind auch Sänger des Oskar-Reime-Chores zu sehen. „Das ist wirklich verwunderlich, denn dort waren unglaublich viele Kameras, die unzählige Male zwischen den Leuten entlang gegangen sind.“ Und obwohl es irgendwie schade ist, selbst nicht im Bild zu sein, sagten sie andererseits: „Das ist schon in Ordnung so, es muss nicht sein“, so die beiden Alltags.
Aber zu sehen und vor allem zu hören ist zumindest ein Teil des Chores am Heiligen Abend ab 22 Uhr bei der Weihnachtsmesse in der Schenkenberger Kirche. Mittlerweile ist es auch schon fast Tradition geworden, dass sich die ehemaligen Chormitglieder am 23. Dezember zur Probe treffen, um dann einen Tag später mal wieder gemeinsam zu singen. „In diesem Jahr treffen wir uns am Mittwoch um 19 Uhr in der Schenkenberger Pfarrscheune. Alle ehemaligen Sängerinnen und Sänger sind recht herzlich eingeladen“, erklärte Sylvia Alltag.