„Chöre aus ganz Sachsen singen für ein Publikum aus ganz Sachsen, das ist das Motto des Gewandhaussingens, und wir freuen uns auf die diesjährigen Teilnehmer, die dieses Konzert mit Leben erfüllen werden.“ Nach einer beeindruckenden Einstimmung durch ganz verschiedene Chöre während des Foyersingens habe ich meinen bequemen Platz im Großen Saal eingenommen und lausche den einführenden Worten des Präsidenten des Leipziger Chorverbandes. Ein bisschen ärgert mich, dass ich nirgendwo ein Programmheft ergattern konnte. Aber ich weiß von meinen Schülern, dass der Oskar-Reime-Chor als vierter und somit letzter auftreten wird. Das Konzert im Großen Saal hatte mit einer Darbietung aller Chöre begonnen, stimmgewaltig und schön. Die Auftritte der drei folgenden Chöre stimmen friedvoll, erzeugen Vorfreude auf Weihnachten. Gar nicht mehr so ruhig und entspannt fühle ich mich, als unser Chor die Bühne betritt. Warum eigentlich? Ich muss doch gar nicht mitsingen. Am liebsten würde ich rufen: Ich drücke euch die Daumen. Viel Erfolg. Das erste Lied „Machet die Tore weit“ öffnet auf alle Fälle die Herzen der Zuhörer weit. Das zweite Lied „Lux aurumque“ hinterlässt Staunen, Anerkennung, Begeisterung bei allen, die um mich herum sitzen. Jeder weitere Beitrag versetzt in Freude, was durch langanhaltenden Applaus zum Ausdruck gebracht wird. Am Ende meint eine Frau hinter mir zu ihrem Mann: „Ich glaube, das war das letzte Lied. Die hören schon auf. Schade.“ Genau dasselbe denke ich auch.
Wie gelingt es, als Schulchor durch solch perfekte, anspruchsvolle und anrührende Darbietungen zu beeindrucken? Was meinen einige unserer Sängerinnen und Sänger dazu?
„Neben den harten Proben und dem vielen Singen wird auch viel gelacht. Für mich ist es ein ganz neues Gefühl, Arbeit und Spaß so zu verbinden und in so einer großen Gemeinschaft zu musizieren. Im Chorlager probten wir oftmals mehr als sechs Stunden am Tag. Das Schönste an der Chorfahrt war für mich der Abschlussabend. Jeder Jahrgang hatte sich für die anderen Chormitglieder musikalische Spiele ausgedacht, bei denen viel gelacht wurde. Am Ende des Abends saß dann der ganze Chor zusammen und wir sangen die schönsten Lieder.“ ( Vanessa, Kl.8/4)
„Ein Großteil der Vorbereitung fand im Chorlager statt. Dort probten wir sechs Stunden am Tag. Ein Lied mussten wir so lange proben wie noch kein anderes, „Lux aurumque“. Wir mussten uns die Einsätze sehr genau einprägen. Wenn eine Stimmgruppe zu spät einsetzte, mussten wir den kompletten Abschnitt noch einmal singen. Genau aus dem Grund, weil das Lied so schwierig ist.“ (Kevin, Kl.8/4)
„Ich würde die Proben als nicht immer einfach beschreiben. Die 90 Minuten können einem sehr lang und anstrengend vorkommen, doch wir alle haben Spaß an Musik und Gesang. Die vielen Töne und Texte bewältigen wir gut und jede Probe wird mit Gesamt- und Registerproben gut genutzt. In jeder Probe schmeißt der Sopran mit hohen Tönen wild umher, der Bass brummt die tiefsten aller Töne, der Alt hält sich locker im Mittelfeld und der Tenor setzt mit Eleganz den hohen Tönen die Krone auf.“ (Niklas, Kl.8/4)
Im Nachhinein betrachtet, wie bewerten einige Mitglieder des Chores dieses Erlebnis beim Gewandhaussingen dabei gewesen zu sein?
„Der Gewandhaus-Auftritt war für mich ein besonderes Erlebnis. Obwohl ich schon seit der 7. Klasse
(2012) im Chor Mitglied bin, habe ich noch nie ein größeres Gemeinschaftsgefühl verspürt als an diesem Sonntag im Gewandhaus. Ich bin stolz, Teil dieser großen Gruppe zu sein, und mit all den anderen Sängern unseres Chores die Arbeit vieler Wochen mit viel Spaß und Herz präsentiert zu haben." (Sophia, Kl.12)
„Alles war still. Man hörte nur unsere Herzen klopfen. Frau Alltag stimmte die ersten Töne an. Jeder dachte daran, dass wir dieses Lied seit August geübt hatten. Es ist eines der schwersten, das ich persönlich je gesungen habe. Der Alt und der Bass begannen, dann kam mein Einsatz. Bloß nichts falsch machen. Während des Singens spürte ich ein Gefühl der Zufriedenheit. 1900 Blicke waren auf mich gerichtet. Die Akustik war so gut wie noch nie. Dieses Lied, an dem wir während der Chorfahrt immer wieder gearbeitet hatten, klang so gut wie die Version von professionellen Chören. Ich wusste, das war ein aufregender Moment.“ (Romy, Kl.12)
„Wir hatten uns gut und lange auf das 22. Gewandhaussingen vorbereitet. Als wir allein und ohne Chormappen im Festsaal standen, wuchs die Aufregung und so waren nicht alle Töne sauber. Der Sopran jedoch erzeugte einen in den Proben noch nie dagewesenen Klang. Das Singen im Gewandhaus hat allen Freude bereitet. So gebührt auch Frau Alltag und Herrn Cipowicz riesiger Dank.“ (Niklas)
„Trotz der Aufregung herrschte während unserer letzten Probe viel Konzentration. Herr Cipowicz hielt noch eine kleine Rede, dass wir singen sollen, weil uns das Musizieren Freude mache , und dass wir stolz auf uns sein sollten. Er sprach auch davon, dass wir noch sehr lange etwas von dem Abend haben werden. Diese Worte beruhigten alle auf eine schöne Weise und machten uns als Chor viel sicherer. Wir sangen wie alle Chöre sechs Lieder. Und dann war alles schon vorbei. Man merkte, dass allen eine große Last vom Herzen gefallen war und dass wir stolz und glücklich waren auf das, was wir geschafft hatten.“ (Vanessa)
„Apropos Auftritt, das Gewandhaus ist so groß und schön, beeindruckend. Als wir vor den 1905 Zuhörern sangen, war das wie kein anderer Auftritt. Singen macht Spaß. Es war ein schönes Erlebnis und ich würde mich freuen, wenn wir in den nächsten Jahren auch wieder dabei wären.“
(Kevin)
Ich freue mich ebenfalls auf viele weitere Konzerte des Oskar-Reime-Chores, egal ob im Gewandhaus oder in der Schenkenberger Dorfkirche.