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Schweigen ist Silber, Reden ist Gold
„Wir müssen reden“, so das Motto des 19. Sprachseminars Nordsachsen. Vier Schüler des Podcastteams erstellen eine Dokumentation für die Teilnehmer.

„Wir haben im Seminar eine sehr freie Arbeitsweise. Die Teilnehmer können sich Pausen legen, wie sie wollen und auch die Räume verlassen, wenn sie das möchten. Das Wichtigste jedoch ist, dass wir hier ein Motto haben, an dem und um das gearbeitet wird“, so Aneta Glavier, Veranstalterin des lokalen Sprachseminars Nordsachsen, auf die Frage, was der Unterschied zwischen Schule und dem Sprachseminar sei. Das diesjährige, neunzehnte Sprachseminar steht unter dem Motto „Wir müssen reden!“. Untergebracht sind wir, das heißt Vincent Weißhaupt, Celina Sandmann, Charlott Fährmann und ich, als Podcastteam in einer Sportschule im Leipziger Stadtteil Abtnaundorf. Hier sollen wir eine Dokumentation als Erinnerung für die Teilnehmer erstellen.

Das Motto macht sich sofort bemerkbar. Denn obwohl die Französischschüler sich als Kennlernübung gegenseitig anschweigen, um Hobbys und andere Eigenschaften der übrigen Teilnehmer zu erraten, liegt der Fokus in allen anderen Gruppen sofort auf dem Sprechen miteinander. Diese Herangehensweise erklärt die Seminarleiterin mit den Worten: „Sprache ist ein Schlüssel, der Türen zu anderen Personen öffnet und im besten Fall zu neuen Beziehungen führt. Außerdem lernen die Jugendlichen, ihre Umwelt wahrzunehmen, wofür sie die ganze Zeit aufmerksam und achtsam sein müssen. Das sehen wir als großen Vorteil gegenüber regulärer Schularbeit.“

Nach einer kurzen Besprechung zu viert teilen wir uns in zwei Zweiergruppen ein. Ich bin zusammen mit Charlott verantwortlich für das Filmen des Latein- sowie des Französisch-kurses, während Vincent und Celina sich um Russisch und Spanisch kümmern. Die Besonderheit bei der Lateingruppe ist hierbei, dass es sich bei Latein um eine „tote“ Sprache handelt. Das macht sich tatsächlich schnell bemerkbar, denn die Teilnehmer sprechen anfangs noch größtenteils auf Deutsch miteinander oder, wie die Betreuer es nennen, „Leutsch“, eine Mischung aus Latein und Deutsch. Trotzdem bin ich überrascht von der lockeren Stimmung, mit der alle sofort miteinander plaudern. Es wirkt beinahe so, als kennen sich die Teilnehmer schon ewig, was bei einem Seminar, das unter dem Motto: „Wir müssen reden“, steht, natürlich von Vorteil ist. Nach dem Filmen erster Ausschnitte für unser Video in den einzelnen Gruppen treffen wir uns dann vor dem Gebäude. Dort nehmen wir unser restliches Equipment sowie jede Menge Süßigkeiten von unserem AG-Leiter Herrn Wiewiorra in Empfang. Die restlichen zwei Stunden bis zum Mittagessen vergnügen wir uns in unserem eigenen Aufenthaltsraum. Dieser bietet uns allen Platz und hält vier rote Ledersessel auf dem von einem Perserteppich geschmückten Parkettboden für uns bereit. Anschließend machen wir einen Spaziergang im angrenzenden Wäldchen, wobei wir die Gelegenheit gleich für einige Aufnahmen nutzen. Auch die beiden Lateinlehrer sind auf die Idee gekommen, den Wald mit kleinem See für Sprach- und Kennlernübungen zu nutzen. So können wir also zusehen, wie die Lateinschüler sich über den See hinweg lateinische Phrasen zuschreien.

Um 18 Uhr besucht uns eine Stimmtrainerin, die mit allen, die wollen, internationale Lieder singt. Mein Lieblingslied ist hierbei die französische Variante von „The Lion Sleeps Tonight“, und obwohl nicht jeder immer seinen Ton trifft, macht es allen jede Menge Spaß. Danach geht es mit zwei Stunden Arbeit in den einzelnen Gruppen und dem anschließenden Abendessen weiter. Das letzte Event des Tages ist Zumba-Tanzen. Auch wenn ich es versuche, ist hier jede Hoffnung für mich verloren – ich bewege mich wie ein hilfloser Roboter. Nach einer Weile gebe ich auf und filme nur noch, wie die anderen volle anderthalb Stunden tanzen. Wie man sich vorstellen kann, sind hiernach alle völlig müde und erschöpft und auch ich lege mich ins Bett und schlafe sofort ein.

Der nächste Morgen beginnt wie erwartet mit dem Frühstück, von dem leider nicht mehr viel da ist, weil ich verschlafen habe. Trotzdem reicht es noch für ein Brötchen und ein Glas Wasser. Anschließend denken wir uns zu viert Interviewfragen sowohl für Frau Glavier, als auch für jeweils einen der Teilnehmer aus den vier Sprachgruppen aus. Wir geben die Fragen also den Gruppenleitern und suchen uns vier Interview-Kandidaten. Gegen 18 Uhr fangen wir nach einer Runde Fußball mit dem Fragenstellen an. Während wir mit den ersten beiden Kandidaten einen neuen Termin ausmachen müssen, weil sie sich mehr Vorbereitungszeit wünschen, verlaufen die beiden folgenden Interviews sehr interessant. So beschreibt beispielsweise Lisa Große (14) aus der Französischgruppe, wie sie im vergangenen Urlaub ihren „Eltern geholfen [hat], wenn sie etwas bestellen oder kaufen wollten“ und, dass sie gern einen „Schüleraustausch in Frankreich“ machen würde. Außerdem erzählt sie, dass ihre Eltern planen, ein freies Gymnasium in Leipzig zu gründen. Für den eventuell zu produ-zierenden Imagefilm werden wir sogar herzlich empfohlen. Nach dem Abendessen klingt der Tag mit Yoga aus, hier macht jedoch niemand aus dem Podcastteam mit, da keiner von uns an Yogamatten gedacht hat.

Am darauffolgenden Tag merkt man eine gewisse Aufregung in den Sprachgruppen, da die Präsentationen stattfinden sollen. Überall werden fleißig Präsentationen verfeinert, es wird geklebt, gebastelt, überall herrscht ein reges Treiben. Nach ein paar Stunden starten die ersten Generalproben, und obwohl ich das meiste aufgrund der unterschiedlichen Sprachen nicht verstehe, merke ich dennoch, wie viel Arbeit in den Präsentationen steckt.

Da während der letzten Vorbereitungen nicht viel zu tun ist, führen wir in dieser Zeit das Interview mit Frau Glavier. Sie erzählt uns, wie bereits schon erwähnt, dass beim Lernen hier besonderer Wert darauf gelegt wird, die Schüler aktiv mit einzubeziehen und neue Lehrkonzepte zu testen. Das macht sich meiner Meinung nach auch stark in den einzelnen Gruppen bemerkbar, denn jeder Teilnehmer ist mit viel Spaß und Motivation bei der Sache. Am Abend kommen die Eltern, um sich die Präsentationen anzuschauen. Ich helfe in den letzten Minuten noch beim Verteilen von Gummitieren, bis schließlich die Präsentationen beginnen.

Obwohl das Filmen den Großteil meiner Aufmerksamkeit beansprucht, bin ich beeindruckt, wie viel alle hier in nur zwei Tagen geschafft haben. In den Präsentationen selbst werden viele gesellschaftskritische Themen, aber auch die verschiedenen Sprachen sowie Länder der Gruppen behandelt. Nachdem alle Eltern weg sind, gibt es Abendessen und erste Koffer werden gepackt.

Am letzten Tag müssen um neun alle Zimmer geräumt sein. Alle Teilnehmer treffen sich im Wintergarten, welcher schon seit dem ersten Tag als Konferenzraum dient. Dort folgen die Verabschiedung und das Überreichen der Teilnahmezertifikate. Im Anschluss räumen wir unseren Aufenthaltsraum auf, essen Mittag und laufen zum Bahnhof, von wo aus es dann zurück in den Alltag geht.