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Des Widerspenstigen Zähmung
„Frauen gehören an den Herd.“ - „Frauen sind zum Kinderkriegen da.“ - „Frauen haben dem Mann zu gehorchen.“ - dieses Bild des weiblichen Geschlechts wurde viele Jahrhunderte von den Menschen als normal erachtet.

Passend zum 100. Jahrestag des Frauenwahlrechts bringt das Schauspielhaus Leipzig Shakespeares‘s Stück „Der Widerspenstigen Zähmung“ auf die Bühne – mit einigen spannenden Änderungen.

Gestern machte sich die Theatergruppe von Frau Estler-Schneider wieder auf ins Schauspielhaus. Zu Zeiten von William Shakespeare erfreute sich das Motiv der widerspenstigen und zänkischen Ehefrau, die durch ihren Mann gezähmt und durch Vernunft gebracht wird, großer Beliebtheit und fand in vielen Stücken Anklang.

Foto: Schauspielhaus Leipzig

Hier nun kurz und knapp der Inhalt der Komödie aus dem 16. Jahrhundert: Ein Vater namens Baptista lebt mit seinen beiden unverheirateten Töchtern Bianca und Katharina in Padua (Italien). Während die liebreizende jüngere Tochter Bianca sich vor Verehrern kaum retten kann, hat die widerspenstige Katharina Probleme, einen Mann zu finden. Um den Druck zu erhöhen, legt der Vater fest, dass Katharina als Erstes heiraten muss. Biancas „Hauptverehrer“ Lucentio hilft ein wenig nach und bringt Petruchio ins Spiel. Dieser ist Katharina in Sachen Diskussion und Argumentieren ebenbürtig und beschließt, sie zu heiraten, ob sie wolle oder nicht. Nach der Hochzeit und einiger Zeit mit ihrem Mann gibt sich Katharina schließlich geschlagen – die Widerspenstige wurde gezähmt. Später wetteten die Männer, wer wohl die gehorsamste Frau habe und überraschenderweise erweist sich Katharina als eben diese. Das Stück endet mit einem Loblied ihrerseits auf die Unterwürfigkeit der Frau.

Das Stück spielt klar auf den Kontrast zwischen Männern und Frauen an und lässt eine Art „Geschlechterkampf“ entstehen. Aufgrund dessen wird dieses Theaterstück heutzutage oft im gesellschaftskritischen Kontext aufgeführt, wie auch in Leipzig. Der Regisseur Moritz Sostmann schafft einen komplett neuen Blick auf die Handlung – er spiegelt die Geschlechterrollen. Aus Katharina wird Katharino, Petrucio verwandelt sich zu Petruchia und die reizende Bianca wird zum sanften Bianco. Das Stück bot Allerlei: zum Lachen, zum Nachdenken, zum Rotwerden. Die schrillen Kostüme und teils moderne Interpretierung von Shakespeares ursprünglichen Versen machten jeden Moment einzigartig. Am Ende tat der Gezähmte Katharino einem ein wenig leid, denn seine Ehefrau führte psychischen Terror vom allerfeinsten gegen ihn.

Ich persönlich kam am Ende zu dem Schluss: egal ob in der Originalfassung oder mit Geschlechtertausch – jeder verdient Respekt und die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit. In einer Beziehung oder Ehe unterjocht der eine Partner nicht den anderen, sondern man geht eine gleichberechtigte Verbindung ein. So zumindest theoretisch. Weder ein Mann, noch eine Frau hat es verdient, unterdrückt zu werden, denn die eigene Ehre und der persönliche Stolz sind zwei der wertvollsten Besitze eines jeden Menschens.