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Pilotprojekt politische Bildung 2021 | Beitrag Ehrenberg-Gymnasium
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Schicksalsdatum 9.11. - auch in Delitzsch?

Der 9.11. - ein “Schicksalsdatum”. An diesem Tag ereigneten sich in der deutschen Geschichte wichtige Ereignisse, in den Jahren 1918, 1938 und 1989.

Diese Seite bietet einen Beitrag zur Geschichte der Stadt Delitzsch. Im Rahmen eines Projekts stellten sich Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 9 bis 12 die Frage, wie sich das “Schicksalsdatum” der deutschen Geschichte in einer Kleinstadt wie Delitzsch auswirkte.

Als Ergebnis sind drei Podcasts entstanden. Diese beruhen auf wahren Begebenheiten, die sich in Delitzsch abspielten. Die Namen der Protagonisten sind jedoch frei erfunden, mit Ausnahme der Familie Jacobsohn, die 1938 Opfer des Novemberpogroms wurde.



Stadtplan von Delitzsch mit den Orten des Geschehens
Stadtplan von Delitzsch mit den Orten des Geschehens
1918

Am 9. November 1918 wird nach der Abdankung des Kaisers, durch Reichskanzler Max von Baden, gleich zweimal ein neuer Staat ausgerufen: die parlamentarische Republik durch Philipp Scheidemann (SPD) und die freie sozialistische Republik durch Karl Liebknecht (Spartakusbund). Ein Kampf um die Macht beginnt. Friedrich Ebert übernimmt die Regierungsgeschäfte und bildet mit weiteren Vertretern der SPD und der USPD eine provisorische Regierung, den Rat der Volksbeauftragten.

In Delitzsch fand an jenem Tag eine Versammlung des Arbeiter- und Soldatenrates statt. Dieser traf sich im Hotel “Grüne Linde” und begab sich später von dort aus zum Markt. Die Revolutionäre waren sicher, der kommunistische Umsturz werde gelingen und das Rätesystem nach russischem Vorbild die neue Staatsform. Darüber hinaus blieb es an diesem Tag ruhig in Delitzsch. Als Auswirkung ereignete sich aber in der Nacht vom 26. zum 27. Dezember 1918 ein Vorfall am Rathaus, der im Podcast genauer betrachtet wird.

1918 - Rote Flagge am Rathaus 1️⃣
1938

Am 9. November 1938 ereignete sich die Reichspogromnacht. In dieser Nacht entlud sich der Hass der Bevölkerung gegenüber den Juden, den die Nazis seit ihrem Machtantritt 1933 systematisch schürten. Im ganzen Deutschen Reich wurden Synagogen angezündet, jüdische Geschäfte zerstört und Hunderte von Juden ermordet. Tausende wurden inhaftiert und in Konzentrationslager gebracht. Anlass war die Ermordung des Diplomaten Ernst Eduard vom Rath durch den Juden Herschel Grynszpan in Paris.

Auch in Delitzsch blieb dieses schreckliche Ereignis nicht ohne Auswirkungen. Am 10. November zogen Menschenmengen durch die Straßen. Das Geschäft der Familie Jacobsohn in der Breiten Straße 1 wurde komplett zerstört. Auch der jüdische Friedhof mit seiner Kapelle blieb nicht unversehrt. Flammen, Scherben und Verhaftungen prägten wie im gesamten Reich das Ereignis. In unserem Podcast ist zu hören, wie der Tag für zwei Jungen in Delitzsch ausgesehen haben könnte.

1938 - Welle der Verwüstung 2️⃣, 3️⃣
1989

Am 9. November 1989 wurde während einer Pressekonferenz eine neue Reiseregelung verkündet, die den Bürgerinnen und Bürgern der DDR mehr Freiheiten ermöglichen sollte. Unwissentlich erklärte SED-Funktionär Günter Schabowski, dass diese neue Regelung “sofort, unverzüglich” gültig sei. Das war zwar nicht vorgesehen, die Nachricht verbreitete sich aber wie ein Lauffeuer. Die Menschen stürmten zu den Grenzübergängen und sorgten letztendlich dafür, dass diese geöffnet wurden.

Auch in Delitzsch wurden im Herbst 1989 Friedensgebete und Montagsandachten abgehalten sowie Demonstrationen mit bis zu 1000 Teilnehmern durchgeführt. Am 9. November, dem Tag des Mauerfalls, gründete sich in Delitzsch eine Gruppe des Neuen Forums. Engagierte Bürger trafen sich im Gemeindehaus der evangelischen Kirche, in der Mühlstraße 3, um über gesellschaftliche Veränderungen zu diskutieren. Es wurden Meinungen ausgetauscht und Sorgen geteilt. Wie dieses Treffen abgelaufen sein könnte, ist im Podcast zu hören.

1989 - Aufbruch in die neue Zeit 4️⃣
Schauplätze
Mehr zum Projekt

Als eine von wenigen Schulen wurden wir von Frau Glathe, der Koordinatorin für Politische Bildung am Leipziger Schulamt, zur Teilnahme an diesem Pilotprojekt ausgewählt. Ziel war es, die regionale Bedeutung des Schicksalsdatums 9.11. zu erforschen. Der Startschuss fiel, dem Thema entsprechend, am 9.11.2019 im Landesamt für Schule und Bildung in Leipzig. Von den teilnehmenden Schulen trafen sich die Schulleiterinnen und Schulleiter, die betreuenden Lehrkräfte sowie je zwei Schülerinnen und Schüler zur Vorstellung des Projekts und einem ersten Ideenaustausch.

Mit der Unterstützung von zwei Lehrkräften (Dr. Benjamin Gallin, Björn Fischer) forschten die Schülerinnen und Schüler im Delitzscher Stadtarchiv und im Leipziger Staatsarchiv sowie im Museum des Delitzscher Barockschlosses. Anschließend wurden die Materialien in der Schule während der wöchentlichen Treffen der Projektgruppe ausgewertet und die Podcasts produziert. Eingesprochen wurden diese von Alina Fischer, Melissa Moy, Benjamin Böttcher (alle Klassenstufe 12), Nick Breitner, Benjamin Funke (beide Klasse 10/2) sowie Björn Fischer.

Danken möchten wir an dieser Stelle Herrn Bauer (Stadtarchiv Delitzsch) und dem Team des Museums Barockschloss Delitzsch um Herrn Geisler für die unkomplizierte und sehr hilfreiche Zusammenarbeit, Herrn Seeger für die privaten Fotos aus dem Jahre 1938, Herrn Wiewiorra, Frau Totzauer und Frau Gorski für die technische Unterstützung sowie allen Schülern, die an dem Entstehungsprozess mitgewirkt haben.